Submitted by Cord on
Es ist wieder soweit. Einmal im Jahr unterbreche ich meine TV-Abstinenz um diese Sendung zu gucken: den Eurovision Song Contest (in meinem Hirn immer noch verankert als Grand Prix d'Eurovision de la Crossaint (von Korrekturvorschlägen zur französischen Sprache bitte ich Abstand zu nehmen).
Ich bin gespannt auf die in Finnland weltbekannten Lordi, die ja den Contest letztes Jahr mit dem überzeugendsten Beitrag gewinnen konnten, und die diesmal deshalb einen Teil des Füllprogramms bestreiten dürfen.
Schon im Voraus gruselt es mir dafür vor dem Andre Rieu des Swing, Roger Cicero, der diesmal die deutschen Farben vertreten darf. Nach welchen Kriterien der NDR die drei Kandidaten des Vorentscheids ausgewählt hat ist mir unverständlich, vermutlich waren die Kandidaten die Nummern 50+, die man gefragt hat ob sie nicht mitmachen wollen. Die Geschäfte von Monrose, Cicero und Kunze laufen wohl schlecht genug, das man diese Awareness für notwendig hält. Was ich schade für Kunze finde, der, abgesehen von seinen Einlassungen für eine Deutschmusik-Quote, eigentlich schonmal ganz gute Musik gemacht hat. Warum hat man eigentlich nicht Kübelböck(sp?) gefragt?
Ich habe jedenfalls die Sendung mit dem misslungenen Titel Germany 12 points schon deshalb ausgelassen, weil man eben nicht unter >10 Kandidaten auswählen kann, von der angedrohten Moderation (Siehe unten) mal abgesehen. (ich erinnere mich dagegen noch heute an zwei Mädels, die vermutlich im Jahre des Guildo Horn 'ich hab meine Tage' rappten. Wenn schon Trash dann auch bis unter die Gürtellinie.)
Glücklicherweise ist Cicero nur einer von 24 Beiträgen, und auch einige der anderen Teilnehmer werden uns wieder mit Fussnagel aufrollenden Darbietungen erfreuen, wobei die Hoffnung das diesmal alle beim Singen die vorgesehenen Töne treffen, zuletzt stirbt. Zumindest nicht dieses Jahr.
Da Lordi das letzte Mal mit einer Hardpop (sorry, Rock mag ich das nicht nennen)-Nummer gewonnen hat, werden die Ralph Siegels der Welt dem Trend wieder einmal hinterher hecheln und das Konzept 'wie-bastel-ich-etwas-was-gewinnen-kann' dahingehend erweitert haben, das die Klänge und das Aussehen etwas härter und wilder sein darf. Ich erwarte also das die ledergeschürzten, knapp bekleideten Damen diese Saison etwas martialischer aussehen, und zu nichtssagenden Rythmus dominierten Melodien und mehrsprachigen belanglosen Texten eine E-Gitarre ins Bild halten dürfen.
Die beiden Aufreger (don't believe the hype) des Grand Prix, DJ Bobo als Vampir (ausgerechnet der Schwiegersohntyp Rene Baumann aus der Schweiz) und der Politsong aus Israel, haben mangels Qualität das Finale nicht erreicht (jaja, die Hürde ist durch die Überzahl und Zusammenhalt der Ex-Ostblockländer sicherlich nicht niedrig, aber Lordi hat das sogar als Halbfinalsieger geschafft), damit ist es erstmal ziemlich offen wer am Ende gewinnt. Ob diesmal etwas dabei sein wird, was, wie bei Lordi, aus nahezu jedem Land Punkte sammeln kann, wird man sehen müssen.
Ich werde mich also heute abend um 21:00 vor den Fernseher setzen (Ja, liebe GEZ, ich habe gezahlt) und mir das angucken. Dazu werde ich im IRC sein und dumme Sprüche reissen, und vielleicht werde ich auch noch bloggen.
Die Hofberichterstattung davor und danach durch den selbst ernannten Vorzeigefan Thomas Hermanns werde ich weglassen, davon bekomme ich nässenden Ausschlag, und ich hoffe (sofern der NDR das als Aussenevent macht) auf einen wolkenbruchartigen Niederschlag während der Live-Punktevergabe aus Deutschland.
Die Moderation durch Peter Urban während des ESC dagegen mag ich, er wird wahrscheinlich wieder vorsichtig anfangen, und dann durch Seitenhiebe und Ironie eine Teil des Reizes dieser Sendung ausmachen. Trash trocken kommentiert eben.
Ich freu mich drauf.
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Comments
Jörg Friedrich (not verified) replied on Permalink
Ob es mangelnde Qualität war, die die Entscheidungen im Halbfinale beeinflusste oder eine merkwürdige Art von Solidarität und Freundschaft, sei dahingestellt. Hoffentlich lässt das Abstimmverhalten nicht auf grundsätzliche Sympathieverteilungen in Europa schließen.
Jörg
Cord replied on Permalink
Das Abstimmverhalten des Halbfinals dürfte noch gar nicht bekannt sein, oder? Daraus also schon auf Sympathie zu schließen finde ich mindestens übereilt.
und selbst wenn, dieser Event ist ein großer Spaß, das Österreich Deutschland Null Punkte und Deutschland der Türkei 12 geben wird, betrachte ich da eher als Running Gag.
Bei den wichtigen Entscheidungen des Lebens geht es nicht nach 'Völkersymphatie'.
Jörg Friedrich (not verified) replied on Permalink
Habe meine Ansicht inzwischen überdacht. Ich sehe es als gutes Zeichen, dass die Völker des ehemaligen Jugoslavien die meisten Punkte einer serbischen Band gegeben haben. Glaubt man den Nachrichten, dürfte da nur Hass und Krieg zwischen den Völkern sein. Aber offensichtlich können die einfachen Menschen einander ganz gut leiden.
Cord replied on Permalink
wollen wir es hoffen, das es so ist, und nicht einfach daraus resultiert das noch so viele serbischstämmige Menschen in den Balkanländern verteilt leben.
Aus Wikipedia Serben:
Große serbische Bevölkerungsteile leben auch in Kroatien und Bosnien und Herzegowina (wo sie neben den Bosniaken und Kroaten zu den drei konstitutiven Staatsvölkern Bosnien-Herzegowinas gehören), hauptsächlich in der Republika Srpska. Kleinere serbische Minderheiten gibt es in Albanien, Mazedonien, Rumänien, Slowenien und Ungarn.
Genau solche Konstruktionen gibt es auch in den baltischen Staaten, nur da eben mit Russen oder in Deutschland mit türkischstämmigen Menschen.
Aber immerhin hat sich ja auch mal jemand hingesetzt und mal ausgerechnet, was wäre wenn nur die westlichen Staaten abgestimmt hätten und da hätte Serbien auch gewonnen. (siehe Eurovision Song Contest - Quo Vadis?)